Um dem wachsenden Druck innerhalb der EU sowie von internationalen Partnern gerecht zu werden, sieht der Entwurf eine Vereinfachung der digitalen Vorschriften vor.
20. November 2025
Die Europäische Kommission hat zwei bedeutende Vorschläge veröffentlicht, die die Art und Weise, wie Unternehmen in der EU mit KI-Governance, Datenschutz, Cybersicherheitsvorfällen und Cookie-Einwilligungen umgehen, verändern könnten. Die unter den Bezeichnungen „Vorschlag für eine Digital-Omnibus-Verordnung” bzw. „Vorschlag für eine Digitale-Omnibus-Verordnung über KI” bekannten Initiativen sollen das digitale Regelwerk Europas vereinfachen und gleichzeitig den Schutz der Nutzer stärken sowie das Vertrauen in den Markt ausbauen.
Die neuen Vorschläge bringen wesentliche Veränderungen mit sich, die Sie nicht übersehen sollten. Erfahren Sie, was bereits geschehen ist, was bevorsteht und welche Auswirkungen das auf Ihr Unternehmen und Ihre Kunden hat.
Die Europäische Kommission hat umfassende Gesetzesänderungen in fünf zentralen Bereichen vorgeschlagen:
Die EU schlägt offiziell vor, die Durchsetzung der Anforderungen für Hochrisiko-KI zu verschieben. Demnach sollen wichtige Fristen von 2026 auf 2027 verlegt werden.
Eine ausführliche Analyse des gesamten AI-Act-Omnibus finden Sie bei DataGuidance.
Bei dieser Änderung geht es nicht darum, den AI Act abzuschwächen. Vielmehr strukturiert die Kommission die Einführung neu, um sie an die tatsächliche Bereitschaft des Ökosystems – einschließlich Standards, Behörden, Leitlinien und Tools – anzupassen und so sicherzustellen, dass Unternehmen die Vorgaben realistisch umsetzen können.
Bei der Verabschiedung des AI Act war vorgesehen, die Pflichten für Hochrisiko-Systeme schrittweise bis zum 2. August 2026 einzuführen und bis zum 2. August 2027 vollständig in Kraft zu setzen. Doch die dafür notwendige Infrastruktur fehlt bislang.
Diese Punkte zeigen, warum die Umsetzung stockt:
Da es in der EU an den Grundlagen für KI-Compliance fehlt, ist eine fristgerechte Umsetzung bis 2026 kaum realistisch. Der Digital Omnibus schlägt daher längere Übergangsfristen sowie eine bedingte Umsetzung vor, die von der Verfügbarkeit von Standards und offiziellen Leitlinien abhängt.
Anstelle einer umfassenden Verschiebung führt die Kommission klar definierte und rechtlich verankerte Übergangsfristen ein. Dadurch wird der Großteil der Durchsetzung für Hochrisiko-Systeme in das Jahr 2027 verlagert, ohne dass die zentralen Schutzmechanismen des AI Act aufgegeben werden.
Die Pflichten für Hochrisiko-Systeme greifen erst, wenn zentrale Compliance-Tools wie harmonisierte Standards und Leitlinien der Kommission verfügbar sind. Dadurch wird verhindert, dass Unternehmen auf Basis von Vermutungen handeln müssen.
Da die erforderlichen Standards für die in Artikel 6 Absatz 1 und Anhang I aufgeführten Hochrisiko-Systeme noch nicht finalisiert sind, gelten für diese Systeme längere Übergangsfristen.
Die Pflicht zur maschinenlesbaren Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten gemäß Artikel 50 Absatz 2 wird für bereits auf dem Markt befindliche Systeme auf Februar 2027 verschoben.
Die Anforderungen an Dokumentation, Qualitätsmanagement, Marktüberwachung und menschliche Aufsicht werden angemessen angepasst, sodass kleinere Unternehmen mehr Zeit für die Umsetzung der Vorgaben haben.
Die Einteilung der Unternehmensgrößen sieht wie folgt aus:
Die EU schlägt außerdem vor, die Pflicht für Anbieter und Betreiber, ihre Mitarbeitenden in KI-Kompetenz zu schulen, zu streichen. Künftig sollen diese Verantwortung die Kommission und die Mitgliedstaaten übernehmen. Zudem soll eine Änderung der DSGVO unter bestimmten Bedingungen das berechtigte Interesse als Rechtsgrundlage für das Training von KI-Modellen erlauben. Zusammengenommen würden diese Anpassungen de facto zu einer einjährigen Verzögerung bei der Umsetzung der Vorgaben für Hochrisiko-Systeme führen.
Die verschiedenen Vorgaben aus NIS2, DORA, eIDAS, CRA und der DSGVO machen das Melden von Vorfällen erheblich komplexer. Der Digital Omnibus schlägt eine deutliche Vereinfachung vor:
Künftig sollen auch Meldungen gemäß DSGVO über denselben zentralen Meldepunkt erfolgen.
Um der Ermüdung durch Cookie-Banner entgegenzuwirken, sollen die Cookie-Regeln von der ePrivacy-Richtlinie in die DSGVO überführt werden.
Wichtige Neuerungen umfassen:
Diese Änderungen werden maßgeblich beeinflussen, wie Anbieter Analysen durchführen, das Engagement messen und ihre Einwilligungsprozesse gestalten.
Verantwortliche dürfen künftig Anfragen ablehnen oder dafür Gebühren erheben, wenn diese:
Dadurch sollen die Verwaltungslast verringert und Missbrauch bei der Ausübung von Auskunftsrechten eingedämmt werden.
Der Omnibus-Vorschlag sieht vor, die 27 unterschiedlichen nationalen DPIA-Listen durch eine einheitliche, EU-weite Liste zu ersetzen. Dadurch werden die Kriterien vereinheitlicht und die Komplexität bei grenzüberschreitenden Datentransfers verringert.
Nach der Auswertung aller Bedenken kristallisierten sich drei zentrale Themen heraus:
Ohne klare Standards oder nationale Behörden war eine realistische Planung für Unternehmen nicht möglich.
Eine erneute Öffnung des AI Act hätte die rechtliche Stabilität gefährdet. Eine begrenzte Verlängerung galt als die sicherere Lösung.
Die unterschiedlichen Reifegrade der EU-Mitgliedstaaten drohten zu einer uneinheitlichen Umsetzung des AI Act zu führen, wodurch das Ziel eines einheitlichen Binnenmarkts gefährdet gewesen wäre.
Die Vorschläge müssen vom Europäischen Rat, dem Parlament und der Kommission genehmigt werden. Das bedeutet, dass die endgültigen Änderungen deutlich vom derzeit angestrebten Ergebnis abweichen könnten. Mit der vorgeschlagenen Änderung soll ein flexiblerer Ansatz bei der Durchsetzung verfolgt werden:
Die EU schlägt außerdem vor, die Verpflichtung für Anbieter und Betreiber zu streichen, ihre Mitarbeitenden in KI-Kompetenz zu schulen. Stattdessen soll diese Verantwortung bei der Kommission und den Mitgliedstaaten liegen.
Eine geplante Änderung der DSGVO würde es erlauben, KI-Modelle unter bestimmten Voraussetzungen auf Grundlage des berechtigten Interesses zu trainieren.
Aufgrund von Forderungen aus der EU und darüber hinaus ist sich die Kommission der durch die derzeitige Gesetzgebung verursachten Unsicherheit und mangelnden Bereitschaft bewusst. Vorschriften können erst dann wirksam durchgesetzt werden, wenn das Ökosystem deren Einhaltung realistisch unterstützt. Der Vorschlag bedeutet keine Abschwächung, sondern eine strukturelle Neuausrichtung.
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